Autor: POP_user

Warme Luft!

Gedanken zur Vaterschaftsurlaub-Initiative von Judith Schmid

Die Schweiz ist am Ende – genauer gesagt auf dem unrühmlichen zweitletzten Rang aller europäischen Länder in der Statistik der finanzierten Erziehungszeit. Schlicht ein Skandal. Das sehen auch die InitiantInnen der Vaterschaftsurlaub-Initiative so. Ihre Forderung: 20 Tage bezahlter Urlaub für Väter, flexibel einlösbar im ersten Jahr nach der Geburt des Kindes.

Ich werde die Vorlage ablehnen, habe ich vor einem Jahr noch gesagt. Denn mit Verlaub: 20 Tagen Vaterschaftsurlaub werden die starren Rollenverteilung, die unserer patriarchalen Gesellschaft immer noch beherrscht, nie und nimmer auflösen. Und eine Annahme der Initiative würde weitere Forderungen zu einer wahren gleichberechtigten Lösung um Jahre verschieben. 20-Tage – das ist doch bereits ein schlechter Kompromiss!


Votum zur Rehabilitierung der 1918 verurteilten Streikenden in Biel

In einem überparteilichen Postulat forderten wir den Gemeinderat auf, sich für die Rehabilitation der verurteilten Streikteilnehmer von 1918 einzusetzen. Der Gemeinderat will das Postulat als erfüllt abschreiben. Judith Schmid sprach sich dagegen aus:

„Es ist begrüssenswert, dass der Gemeinderat die grosse historische Bedeutung des Generalstreiks anerkennt und auch das Theaterprojekt mit einem Beitrag unterstützt und natürlich auch, dass das Postulat erheblich erklärt werden soll. Doch den Antrag, das Postulat als erfüllt abzuschreiben, kann ich nicht verstehen.

Die verurteilen Männer, die 1918 für ein Leben in Würde, ihre Arbeitsstelle und ja, zum Teil sogar auch ihr Leben riskiert hatten, weil die Schweizer Armee auf die eigene Bevölkerung losgelassen wurde, verdienen heute, 100 Jahre später, definitiv mehr, als dass wir den Versuch ihrer Rehabilitierung, einfach abschreiben, weil es dem Gemeinderat nicht ganz einfach scheint, diese zu fordern.

Wir können diesen Verurteilten und den anderen mutigen Frauen und Männern von 1918 dankbar sein. Und zwar alle in diesem Raum, auch wenn es die rechte Ratshälfte wohl nicht gerne zugibt.

Doch auch sie profitiert vom Proporzsystem und auch vom aktiven und passiven Frauenstimmrecht, welches eine klare Forderung der Streikenden war.

Stellt euch doch vor, wenn ihr euren Reihen noch weniger bzw. immer noch keine Frauen sitzen würden! Es ist schon traurig genug, dass die sogenannte Demokratie in diesem Land bis 1971 dafür brauchte, der Hälfte der BürgerInnen ein Stimmrecht zu gewähren.

Ich bitte euch, mit uns zusammen dieses Postulat erheblich zu erklären und von einer Abschreibung abzusehen. Ich erwarte ehrlich gesagt von einem Gemeinderat, der sich in der Mehrheit links nennt, eine klarere Positionierung in dieser Thematik und traue ihm auch zu, die richtige Stelle zu finden, um einen Antrag im Sinne des Postulats zu platzieren.“

Das Postulat und die Antwort des Gemeinderats sind hier einsehbar.